Unterschiedliche Nährwerte, weniger Pestizide, Vermeidung von Gentechnik sowie Bedenken bezüglich der Umwelt sind die meistgenannten Gründe, warum Konsumenten biologisch angebaute Lebensmittel erwerben. Jüngste Studien haben den Nährstoffgehalt von Bio-Lebensmitteln in den Fokus gerückt. Wie wichtig sind Methoden des biologischen Anbaus für die ernährungsphysiologische Qualität? Gibt es Unterschiede zwischen biologischen und konventionellen Lebensmitteln?
Dieser Artikel basiert auf den Stichpunkten zu einer Rede Dr. Carlo Leiferts auf einer Konferenz in Toronto zum Thema Biologisch- inspirirende Veränderung. Dr. Carlo Leifert leitete eine Studie, an der Experten von 31 Instituten beteiligt waren, um die ernährungsphysiologische Qualität von Bio-Lebensmitteln im Vergleich zu konventionellen zu erforschen.
Das wissenschaftliche Team schaute sich eine Vielzahl verschiedener Studien an, die Bio- mit Nicht-Bio-Produkten verglichen. Alle Studien zeigten denselben Trend: weniger Pestizidrückstände, eine höhere antioxidative Aktivität (durchschnittlich fast 20%!) und weniger Cadmiumrückstände in Bio-Anbaukulturen. Antioxidantien sind die Verbindungen, die Pflanzen belastbarer machen und wichtig für das menschliche Immunsystem sind. Höhere Mengen von Antioxidantien werden mit einem verminderten Risiko verschiedener chronischer und neurodegenerativer Erkrankungen in Verbindung gebracht.
Längere Feldstudien zeigten, dass die Düngung mit Mist anstatt mit konventinellem Dünger für die erhöhte antioxidative Aktivität verantwortlich ist. Der Gebrauch von konventionellem Dünger scheint auch der Grund für die höheren Cadmium- und Nickel Konzentrationen in herkömmlich angebauten Kulturen zu sein. Besonders Cadmium ist besorgniserregend, da es in den Nieren und der Leber gespeichert wird.
Studien zu Biomilch belegen eindeutig einen höheren Gehalt z.B. an Omega-3 Fettsäuren, konjugierter Linolsäuren und Vitamin E - alles wichtige Voraussetzungen für die Gesundheit.
Es gibt nicht viele Studien über Bio-Fleisch, jedoch kann statistisch bestätigt werden, dass Bio-Fleisch mehr Omega-3 Fettsäuren und Vitamin D enthält, dafür aber weniger Jod, da dieses konventionellem (nicht biologischem) Futter beigemischt wird. Jod ist wichtig für die Gehirnentwicklung und Schilddrüsenfunktion und wird oft als Nahrungsergänzung eingenommen. Es ist aber ein komplexer Balanceakt zwischen zu viel und zu wenig Jod in unserem System. Weltweit besteht die Sorge, dass zu viel Jod in unsere Nahrungskette gelangt, weshalb die EU eine Jod-Zufügung in der Tierhaltung reduzieren will.
Das Fleisch von mit Gras, Klee, Silage und Heu gefütterten Kühen ist reicher an Omega-3-Fettsäuren sowohl in konventioneller als auch Bio-Haltung, aber etwas höher bei Bio-Haltung.
Schon in den 90er Jahren stellten dänische Forscher fest, dass Anzahl und Beweglichkeit des Spermas größer sind bei Männern, die in der biologischen Landwirtschaft arbeiten. Folgestudien in den USA brachten ebenfalls eine geringe Spermienanzahl mit Pestizidgebrauch in Verbindung.
Eine jüngere Studie in Schweden zeigt, dass das Risiko, an Asthma und Ekzemen zu erkranken, geringer ist in Familien, die einen biologisch-dynamischen Lebensstil führen. Eine weitere, siebenjährige Studie belegt ein vermindertes Risiko, am Hodgkin-Lymphom zu erkranken. Und gemäß einer norwegischen Studie mit schwangeren Frauen besteht ein geringeres Risiko für Preklampsie und Hypospadie (angeborene Entwicklungsstörung der Harnröhre) bei männlichen Babys, deren Mutter viel Bio-Gemüse und Milchprodukte verzehren. Und diese Liste könnte man fortführen...
Fakt ist, dass viel getan werden kann, um die Qualität unserer Nahrungsmittel zu verbessern. Das konventionelle Landwirtschaftssystem ist abhängig geworden vom Einsatz künstlicher Zusätze, die für die Pflanzen, die Umwelt und unsere Gesundheit schädlich sind.
Um die breite Öffentlichkeit davon zu überzeugen, dass Veränderungen in der Art und Weise, wie wir unsere Nahrungsmittel erzeugen, notwendig sind, werden viel Zeit, Mittel und weitere Studien erforderlich sein, die das vollständige ernährungsphysiologische Potential von Bio-Lebensmitteln für die Gesundheit bestätigen.
Die komplette Studie von Dr.Carlo Leifert und seinem Team ist im „The British Journal of Nutrition“ zu finden.
Link zum englischen Originaltext